Der Dezember war der Monat meines bisherigen Aufenthaltes, welcher für mich die meisten positiven Eindrücke in der letzten Zeit hinterlassen hat.
Zunächst das Offensichtliche: Für mich war der Dezember bisher immer der Monat, der von hereinbrechender Kälte, Weihnachtsvorbereitungen, besinnlichen Feiertagen und von Schnee geprägt war. In Kapstadt aber haben wir hier gerade Mitte des Sommers und so sollten mich nun Weihnachten, Silvester und der Sommerurlaub gleichzeitig durch diesen Monat führen.
Im Dezember bin ich in Südafrika doch einiges herumgekommen und zwar nämlich am Eastern-Cap und dort in die Transkei. Dort fand das diesjährige Sommerlager meiner Pfadfindergruppe 2nd Rondebosch statt.
Hierfür fuhren wir nach Port St. Johns, um von dort unser Abenteuer zu beginnen. Der Plan war, jede Nacht in einem anderen Dorf auf unserem Weg zu verbringen und jeweils bei einer der lokalen Familien zu wohnen.
So bekamen wir jeden Abend einen neuen Einblick in die im Eastern Cape vorherrschende Xhosa Kultur und die lokale Küche. Unsere kulinarische Bandbreite spannte sich von frisch gesammelten Muscheln über frisch geschlachtete Ziege und viel Maisbrei. Jeden Abend machten wir die Bekanntschaft mit einer neuen Familie und konnten verschiedenste gelebte Traditionen, wie spontane Tänze oder die Wirkung verschiedener Heilkräuter sehen.
Für mich, der bisher nur Kapstadt als Sichtfenster Südafrikas gesehen hat, war es ein
besonderes Erlebnis einen Einblick zu bekommen, wie der Großteil des Landes aussieht.
Fünf Tage lang wanderten wir also, jeden Tag um die 20 bis 30 km und wurden währenddessen von unserem Guide Sine über die verschiedenen Pflanzen und Felsformationen auf unserem Weg, sowie auch über die verschiedenen Farben der Kühe, ihren Wert, ihre Ahnen-Geschichte etc. aufgeklärt.
So sollte uns das Ost Kap auf seine Weise an Tagen voller Sonnenschein oder auch an Tagen an welchen wir im Regen starteten und auch im Regen wieder am Ziel ankamen, seine eigene Schönheit offenbaren.
Letztendlich hat mir dieser Hike und Sines Art uns seine Welt zu zeigen, die Augen für eine völlig neue Natur geöffnet. Ich dachte auch nie, dass ich jemals Kühe sehen werde, die im indischen Ozean stehen und ihren Tag am Strand verbringen.
Im Anschluss an den Hike verbrachten wir noch vier Tage in Coffee Bay um zu Zelten. Die Zeit im Camp verbrachten wir wieder mit kleinen Wandereinheiten, hatten die Gelegenheit zu surfen und viel Zeit um uns zu erholen. Während des Camps brachte ich immer wieder deutsche Mahlzeiten in den Speiseplan ein, wie Wurstsalat oder Bauernfrühstück, was tatsächlich auch einen überraschend großen Anklang fand.
Kurzum verbrachten wir aber die meiste Zeit damit, von Strand zu Strand zu wandern um einen kompletten Überblick über die Landschaft zu bekommen. Auch gab mir das Camp eine gute Gelegenheit einen besseren Einblick in die eigentliche südafrikanische Pfadfinderarbeit zu bekommen, sowie ein Verständnis, welches man so in der Theorie nicht erhalten würde. Zurück in Kapstadt erwartete ich eigentlich, von einem Schwall aus Weihnachtsstimmung überrumpelt zu werden.
Im Gegenteil, dieses Weihnachten war das erste Jahr, in welchem ich es nicht als dieses erkannt hatte. Auch wenn die Weihnachtsfeiern mit der Gastfamilie und mit Freunden mit denen in Deutschland vergleichbar sind, war es doch ein ganz anderes Erlebnis.
Man kann sagen, dass der Heiligabend hier nicht dieselbe Bedeutung hat, wie in unseren Breiten. Auch werden die Geschenke z.B. erst am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages übergeben und geöffnet.
Um das südafrikanische Weihnachtsgefühl aber trotzdem komplett zu machen, beschlossen Tony, einer meiner Pfadfinderfreunde und ich, an den beiden Weihnachtsfeiertagen surfen zu gehen.
Zusammen mit den südafrikanischen Gruppenleitern gab es auch eine Weihnachtsfeier für die ich mich überreden ließ, etwas typisch „Deutsches“ in der Weihnachtszeit zu kochen. So entschied ich mich für Semmelknödel, in der Hoffnung, dass man da ja nicht allzu viel falsch machen kann. Ein paar Stunden und auch ein paar Telefonate mit meiner Mutter zum Thema: „Wie mache ich das??“, gab es gelungene Knödel und später am Abend dann ein schönes Zusammensein.
Da das Scout Office über die Feiertage geschlossen ist, verbrachte ich den Rest des Dezembers und den Anfang des neuen Jahres mit meiner Gasfamilie in einem kleinen Ferienhaus in Sedgefield, einem kleinen Städtchen an der Westküste.
Hier erwartete mich im Kontrast zu den vergangenen Wochen, eine perfekte Mischung aus Lesen, Schwimmen und Mountainbiken. Auch war es sehr schön nochmal einen besseren Einblick in das Familienleben der Gastfamilie zu bekommen und für mich als Einzelkind, mit meinen zehnjährigen Gast-Drillingen und meiner 16 jährigen Gastschwester die Zeit zu verbringen.
Silvester, eines der regulären Highlights meines Jahres, sollte auch nochmal besonders werden. Silvester verbrachte ich zusammen mit Jula und südafrikanischen Freunden von uns, welche zufällig auch gerade in der Nähe von Knysna waren. Was mich doch überraschte war das Fernbleiben von Raketen und Lichtern am Himmel um Mitternacht, da – wie es sich herausstellte – privates Feuerwerk in Südafrika illegal und verboten ist.
Ich hatte hier nun auch viel Zeit, um auf das vergangene – annähernd – halbe Jahr zurückblicken, welches bereits vergangen ist und die Zeit vergeht weiter wie im Flug.
Ich habe bereits so viele Dinge gesehen und erlebt und bin von so vielen tollen Menschen umgeben, wie ich dies nie erwartet hätte. Der Freiwilligendienst ist nicht nur ein Jahr fernab der Heimat, sondern vielmehr der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
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