Guten Morgen,
Ich liege gerade in einem der 18 Etagenbetten in der Bootshütte der 2nd Plumstead Sea Scouts in der Sea Scout base in Kapstadt. Die Sonne geht gerade auf, die Vögel zwitschern und ich freue mich auf den Tag.
Bevor ich aber nach vorne auf den heutigen Tag gucke, schaue ich erstmal zurück und erzähle euch von den letzten zwei Wochen.
Ich war so viel unterwegs, dass ich garnicht mehr daran gedacht hab, mal wieder etwas zu schreiben.
Am Sonntag den 25. August (den Tag nach dem letzten Blogbeitrag) war ich mit meiner Gastfamilie zu Besuch bei Stefans Eltern, also sozusagen meinen Gastgroßeltern. Sie sind ein paar Tage vorher von ihrer Weltreise zurück gekommen und hatten viel zu erzählen. Ich mag die beiden echt gern und hab mich das Wochenende danach auch mit ihnen getroffen um gemeinsam mit den Hunden spazieren zu gehen. Sie haben sich sehr gefreut, denn Ben und Alick sind meist eher uninteressiert daran, sich mit den Großeltern zu treffen und jetzt haben sie mich 😉
Die Woche vom 26. August bis 1. September war auch super spannend.
An dem Montag war ich nach der Arbeit mit Thomas, Cameron, Chris (siehe Foto, von rechts nach links) und Skye (siehe Foto, links neben mir) verabredet, die ich durch Gordon’s Shield (das Pfadfindercamp in meiner ersten Woche hier) kenne. Wir sind gemeinsam Pizza essen und was trinken gegangen. Die Location heißt Trenchtown und ist bei den Jugendlichen hier sehr angesagt.
Dienstag ist Paul (siehe Foto), der andere deutsche Freieillige, in Kapstadt angekommen. Gemeinsam mit Nicky, seiner Gastmutter, habe ich ihn vom Flughafen abgeholt. Anschließend sind wir direkt zum Office gefahren und er hat all unsere Kollegen kennengelernt. Die Woche über habe ich dann viel mit ihm zusammen gearbeitet. Wir haben oft die gleichen Aufgaben bekommen, sodass ich Paul alles auf deutsch erklären konnte. Das war echt cool. Besonders schön ist es, dass ich jetzt jemanden zum quatschen habe, wenn so langweilige Aufgaben wie Aufnäher zählen oder Kleidung einpacken anstehen.
Die Nachmittage nach der Arbeit waren wie immer mit Pfadfindergruppenstunden und Krankengymnastik gefüllt. Am Donnerstag vor der Gruppenstunde war sowohl letzte als auch diese Woche Nick wieder zu Besuch. Wir haben zusammen mit Ben Filme auf Netflix geguckt und viel gequatscht.
Zu den Scouts haben wir abends Paul mitgenommen, der sich entschieden hat, auch ein Scouter in 1st Claremont zu werden.
Am Wochenende stand für und das erste Wochenende zur Leiterausbildung an. Durch Zufall war Mika, den ich in der Woche vorher beim Scoutquiz kennengelernt hatte, im gleichen Kurs. Mikas Familie kommt aus Deutschland und er geht auf die Deutsche Schule Kapstadt,er spricht also fließend deutsch. Das ist super cool.
Das Leiterwochenende bestand hauptsächlich aus Theorie, aber das fand ich super interessant. Ich habe so viel neues über die Pfadfinder hier gelernt. Nun weiß ich wie das Aufnähersystem hier funktioniert und wie die Gruppenstunden ablaufen sollen. Hier in Südafrika können die Cubs und Scouts verschiedene Aufgaben erfüllen und sich in ihren Fähigkeiten prüfen lassen und bekommen dafür das bestimmte Aufnäher. Dazu gibt es ganz genaue Vorschriften, die wir als Leiter kontrollieren müssen.
Das tolle an dem Kurs war aber auch wieder so viele neue Leute kennenzulernen. Zum Beispiel Tamara, die durch Zufall nun auch Teil der Rovergruppe ist, mit der wir gerade in der Sea Scout base sind.
Am Samstag Abend sind Paul und ich noch auf einer Geburtstagsparty eingeladen gewesen. Matthew aus Bergvliet hat für seinen Bruder Byron eine Überraschungsparty organisiert. Das Lustige war, dass Paul und Byron sich nichtmal kannten, weil Paul ja gerade erst angekommen war.
Die Party war super cool. Ich habe mich total gefreut so viele von den Leuten wieder zu sehen, die ich durchs Gordon’s Shield kannte. Auch die „Trenchtown – Leute“ waren da. Und auch hier habe ich wieder viele neue Leute kennengelernt. Einer davon heißt Dayton, der Paul und mich nun auch zu seiner Geburtstagsparty in zwei Wochen eingeladen hat.
Die Party selbst war nicht wirklich anders als Partys bei uns. Es war eine Mitbringparty und dazu wurde Pizza gemacht, es wurde Beerpong gespielt und einzelne Le
ute haben zur Musik getanzt. Ein paar Dinge ändern sich auch von Kontinent zu Kontinent nicht 😉
Am Sonntag endete der Leiterkurs schon mittags, sodass ich am Nachmittag mit den Gastgroßeltern mit den Hunden spazieren gehen konnte. Wir fuhren zum Cecilaforest und Nick war auch dabei.
Und nach dem Wochenende startete dann diese Woche.
Auf der Arbeit schrieb ich am Montag an einem Blogbeitrag für die DPSG, den ihr hier https://blog.dpsg.de/2019/08/freiwilligendienst-mit-der-dpsg-2019-2020/ gerne lesen könnt.
Nach der Arbeit holte Matthew Paul und mich ab und fuhr mit uns zum Sea Point. Dort spielten wir direkt am Meer während des Sonnenuntergangs Patpat (Minigolf). Das hat echt Spaß gemacht und die Aussicht war traumhaft. Anschließend spazierten wir noch ein bisschen am Sea Point lang und fuhren dann mit dem Auto etwas weiter zum Abendessen.
Das Restaurant war auch direkt am Meer und die Atmosphäre war echt schön. Zum Abschluss des Tages fuhren wir zum Signal hill, einem der hohen Berge direkt am Meer. Von dort oben sahen wir die vielen Lichter der Stadt, die großen Schatten der Berge und ein paar Lichter der Schiffe auf dem Meer. Diese Stille dort oben ließ die Stadt so friedlich aussehen.
Von Dienstag bis Donnerstag haben Paul und ich beide hauptsächlich im Shop gearbeitet, weil Yolanda die ist, die wirklich immer eine Aufgabe für uns findet. Paul hat viele Bestellungen zusammengestellt, während ich mich die meiste Zeit um Emails, Onlineshop und Kunden gekümmert habe.
Dienstag Nachmittag habe ich gaaanz lange mit Anna telefoniert. Es tat echt gut mal wieder mit meiner Schwester zu quatschen.
Mittwoch waren wieder Cubs. Wir haben mit den Kindern Pflanzen im Garten gepflanzt und Marshmallows am Lagerfeuer gemacht.
Bei den Scouts am Donnerstag wurde drein der Leiter das Woodbadge Halstuch überreicht. Die Woodbadge Ausbildung ist die internationale Pfadfinderleiterausbildung und die höchste aller Pfadfinderleiterausbildungen. Dieses Ereignis wurde gemeinsam mit allen Pfadfindern gefeiert. (Bild www.dpsg.de)
Diese Woche waren in Kapstadt leider viele Unruhen. Es gab in den letzten Tagen und Wochen viele Gewaltvorfälle und Morde gegen Frauen. Die Menschen hier sind so erschrocken und verärgert über die Situation und wollen, dass die Regierung handelt, zum Beispiel indem sie härtere Strafen für die Täter einführen.
Am Freitag gab es eine riesen Demo vor dem Regierungsgebäude hier in Kapstadt, aber auch viele Schulen und Betriebe haben kleine Demos gestartet. Alle Leute trugen schwarze Kleidung.
Wir waren an dem Freitag wieder beim Scouting in Schools und wir trugen auch alle schwarz. Zwar nahmen wir an keiner Demo teil, aber wir sprachen viel über die Vorfälle der letzten Woche und machten gemeinsam Fotos, die im Internet veröffentlicht werden sollen um zu zeigen, dass auch die Pfadfinder hier reagieren.
Freitag Abend waren mal wieder die besten Freunde meiner Gasteltern da. Wir spielten gemeinsam ein Spiel, was so ähnlich wie „Tabu“ ist, aber ich bin dann auch relativ früh schlafen gegangen, denn am Samstag morgen klingelte mein Wecker um 4:30 Uhr.
Father Charles (Pfarrer und Scouter hier in Kapstadt, nicht auf dem Foto), Matthew, Thomas, Chris, Byron, Jamie (alles Pfadfinder die ich durch Gordon’s Shield kenne, siehe Bild zweiter von links nach rechts ), Paul und ich sind gestern nämlich zum Sonnenaufgang den Lion’s Head hinauf gewandert. Das war echt mega cool! Diese Stimmung, die Aussicht, das Licht,… Und dann hat auch noch das Wetter mitgespielt. Wir hatten gestern über 30 Grad, obwohl es hier Winter ist.
Der Mann ganz links auf dem Foto hat uns angequatscht,weil wir die Pfadfindershirts trugen. Er wandert täglich den Lions Head hoch und hat vor mal mit uns gemeinsam zu wandern.
Nach der Wanderung fuhr Father Charles Paul und mich hier zu Sea Scout base, wo wir uns mit den 6th Rondebosch Rovern trafen. Erst paddelten wir gemeinsam auf dem See und nachmittags waren wir dann segeln. Da ist das letzte mal mit 11 Jahren segeln war, war das gestern wirklich etwas besonderes für mich.
Abends gab es dann typisch südafrikanisch Braai. Braai bedeutet so viel wie Grillparty. Der Unterschied zu anderen Grillpartys ist, dass man auf Kohlen und nicht mit Gas grillt und dass Boerewors (eine grobe Bratwurst) und Kalbfleisch gegrillt wird. Ich mag beides wirklich gern.
Als wir uns dann später alle in unser Bett hier in der Hütte legten, machte Tamara noch einen Film auf ihrem Laptop an. Ich habe von dem Film aber nicht mehr viel mitbekommen, weil ich so erschöpft von diesem Tag war.
Nun habe ich eine Stunde an diesem Text geschrieben. Es ist acht Uhr, der Wecker klingelt und ein zweiter Segeltag bricht an.
(Aufgeschrieben am Sonntag, 08.09.2019)
Leave a Reply
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.